Verbreitung
Globale Verbreitung
Ein überzeugter Europäer
Der Rotmilan gilt als echter Europäer, da er ein global betrachtet relativ kleines
Verbreitungsgebiet mit bandförmigem Schwerpunkt von der Iberischen Halbinsel über
Frankreich bis nach Deutschland besiedelt (Hagemeijer & Blair 1997). Seine
Hauptverbreitung im Weltmaßstab besitzt dieser eleganteste einheimische Greifvogel in
Deutschland, größere Bestände nisten auch in Frankreich und Spanien. Innerhalb
Deutschlands ist die Art besonders stark in Mittel- und Ostdeutschland vertreten, die höchsten
Dichten weltweit werden im nordöstlichen Harzvorland erreicht. So kommt es, dass eine der
seltensten Vogelarten der Welt vielerorts in Deutschland noch zum alltäglichen Anblick
gehört und als "Gabelweihe" einen hohen Bekanntheitsgrad besitzt.
Weltbestand
Im globalen Maßstab eine Rarität
Der Weltbestand dieses eindrucksvollen Greifvogels besteht aus nur 19.000 bis 23.400 Brutpaaren,
die fast ausschließlich in Europa brüten. In Mitteleuropa lebt mit 12.000 - 15.000
Paaren deutlich mehr als die Hälfte des Weltbestandes, davon allein in Deutschland etwa
10.300 - 13.000 Paare (Bauer et al. 2005). Aufgrund dieses Verbreitungsbildes ist der
Rotmilan zwar nicht auf den Roten Listen von Deutschland oder Hessen aufgeführt, aber im
Anhang I der Vogelschutz-Richtlinie der Europäischen Union enthalten. Für keine andere
Vogelart ist die Verantwortung Deutschlands für den globalen Erhalt so hoch wie für den
Rotmilan!
Verbreitung in Hessen und Deutschland
Eine Rotmilan-Hochburg
Von den 10.000 bis 13.000 Paaren in Deutschland beherbergt Hessen einen Brutbestand von
etwa 1.100 (1996) bzw. 960 Paaren im Jahr 2000 (Hormann in Vorb.) und damit fast zehn Prozent
des deutschen und fünf Prozent des weltweiten Bestandes. Im nordhessischen
Schwalm-Eder-Kreis brüteten 1996 zwischen 150 und 170 bzw. etwa 130 Paare im Jahr 2000.
Einen Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland stellt das östliche Harzvorland dar. In
Hessen weisen der Vogelsberg und Teile Nordhessens auch im weltweiten Maßstab
vergleichsweise hohe bis sehr hohe Dichten auf.
Bestandsentwicklung
Ein ständiges auf und ab, aktuell dramatischer Rückgang
Aufgrund intensiver Verfolgung durch den Menschen brach der Rotmilan-Bestand ab etwa 1850 zusammen. Ab 1920
waren zunächst wieder Zunahmen, danach aber erneute Rückgänge in den 1950/60er Jahren
festzustellen. Anschließend erholte sich der Bestand bis Mitte der 1990er Jahre infolge der
Unterschutzstellung deutlich. In den 1990er Jahren setzten jedoch gebietsweise wieder auffällige
Rückgänge ein, die zu Abnahmen von 25 % in Deutschland, mehr als 50 % in Frankreich und Arealverlust
in Ostpolen führten (Bauer et al. 2005). So berichten Mammen & Stubbe (2006), Nicolai et al. (2006)
und Pfeiffer (2006) von einem ausgeprägten Rückgang des Rotmilans in Ostdeutschland in den letzten
Jahren, der ähnlich nur beim Wespenbussard Pernis apivorus stattfindet, während beim
Schwarzmilan ein Bestandsanstieg festzustellen ist.
Der Winterbestand des Rotmilans lag in Spanien 1994 bei 66.235 - 72.165 Individuen. 2004 war mit
35.523 - 36.233 eine dramatische Abnahme um etwa 50 % innerhalb von nur zehn Jahren festzustellen
(Cardiel 2006), ohne dass eine Verlagerung des Winterquartiers als Ursache erkennbar ist. Bei dieser,
angesichts des relativ kleinen Weltbestandes dramatischen Entwicklung, spielt möglicherweise
Nahrungsmangel eine wesentliche Rolle.
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